Die Zeichen verdichten sich: Daniela Merz wird für die Ausserrhoder FDP für den Nationalrat kandidieren. Die Bestätigung steht noch aus, aber alle Signale deuten darauf hin, dass die Schwiegertochter von alt Bundesrat Hans-Rudolf Merz nach Bern will.
Die FDP Appenzell Ausserrhoden braucht eine starke Kandidatur, um wie geplant den amtierenden Nationalrat David Zuberbühler (SVP) aus dem Amt zu hieven. Gelingen kann das nur mit Hilfe der SP, die sich bereit erklärt hat, auf eine eigene Kandidatur zu verzichten, damit sich die Gegenstimmen nicht zersplittern.
Die FDP gibt sich geheimnisvoll und will erst Mitte August ihre Gegenkandidatur nominieren. Nun scheint aber klar, um wen es sich handelt: Um Daniela Merz, Unternehmerin und politische Quereinsteigerin. Merz ist bis nächste Woche für eine Reaktion unerreichbar, würde aber ihre Kandidatur ohnehin kaum offiziell erklären, sondern sich an den Marschplan der FDP halten.
Warum Daniela Merz, Schwiegertochter von alt Bundesrat Hans-Rudolf Merz? Sie wird derzeit übereinstimmend von Kreisen, die der FDP nahe stehen, als Kandidatin genannt. Und sie ist schlicht die einzige potenzielle Anwärterin, die alle Anforderungen der FDP und der SP erfüllt:
Sie ist eine Frau, eine Vorgabe, welche SP-Präsident Jens Weber in einem Interview zunächst gegenüber der FDP klar ausgesprochen hatte, um dann halbherzig zurückzukrebsen.
Sie hat einen hohen Bekanntheitsgrad im Kanton, wenn auch nicht als Politikerin.
Sie führt ein Unternehmen und erfüllt damit die Ansprüche des klassischen FDP-Flügels.
Aber sie steht an der Spitze der Dock-Gruppe, einer Sozialfirma, die Langzeitarbeitslosen die Wiedereingliederung ermöglichen soll. Damit verkörpert sie ein Unternehmertum, mit dem sich auch die SP identifizieren kann.
Damit ist sie perfekt für das «Päckli» zwischen der FDP und SP. Beide Parteien haben sich jüngst gegen diesen Begriff gewehrt, er umschreibt aber das Vorhaben perfekt: Zwei Parteien, die sonst keinerlei Gemeinsamkeiten haben, schliessen für eine Wahl einen Pakt, um den gemeinsamen Gegner zu besiegen.
Daniela Merz ist aus einem einfachen Grund die klare Kandidatin: Kein einziger Mann, keine einzige Frau kombiniert die genannten Qualitäten in dieser Art. Kommt dazu, dass Ausserrhoder FDP-Kreise mehrfach gegenüber Aussenstehenden wortwörtlich angekündigt haben, eine «Granate» in die Nationalratswahlen zu schicken. Soll damit die Rede von einer überraschenden, über die eigene Partei hinaus mobilisierenden Kandidatur sein, dann bleibt schlicht kein anderer Name übrig als der von Daniela Merz. Kein amtierendes Kantonsratsmitglied kann so elektrisieren wie der Name von Daniela Merz.
Gerüchten zufolge hat Merz früh ihr grundsätzliches Interesse erklärt, war dann aber aufgrund einer Erkrankung nicht in der Lage, die Kandidatur offiziell dingfest zu machen. Entsprechend musste der Fahrplan der FDP nach hinten verschoben werden. Offiziell begründet wurde das damit, dass man das Sommerfest mit Bundesrat Ignazio Cassis abwarten wolle für die Nomination. Eine Erklärung, die der Partei eigentlich niemand abgenommen hat. Auch das spricht für Daniela Merz.
«Die Ostschweiz» hat Daniela Merz bereits vor einigen Wochen als eine mögliche Option genannt, an der Seite einer weiteren Frau, die am ehesten noch die Kriterien erfüllen könnte: Goba-Chefin Gabriela Manser, eine Innerrhoderin, die aber inzwischen in Ausserrhoden wohnt.
Die früher ebenfalls gehandelte Jennifer Abderhalden erfüllt ein wesentliches Kriterium nicht: Das des Bekanntheitsgrades. Zudem dürfte sie zwar als einer der Köpfe der Ausserrhoder Frauenzentrale bei den Frauen punkten, innerhalb der FDP-Basis aber wesentlich weniger Unterstützung finden als Daniela Merz.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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