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Ausserrhoder in Bern

Schillernder Politiker: Warum die Karriere des Appenzellers «HaKa» jäh zu Ende ging

Am 22. Oktober finden nationale Wahlen statt. Spektakuläre Überraschungen dürften ausbleiben. In den Kriegsjahren machte der Politiker, Theologe und Jurist Hans Konrad Sonderegger alias «HaKa» aus Heiden landesweit Schlagzeilen.

Peter Eggenberger am 15. Oktober 2023

Der unter dem Kürzel «HaKa» als schillernde Politfigur bekannte Hans Konrad Sonderegger wurde 1891 als Sohn des Ausserrhoder Regierungsrates und Dunant-Freundes Wilhelm Sonderegger in Heiden geboren. Nach dem Theologiestudium war er von 1916 bis 1920 als evangelischer Pfarrer im Engadin tätig.

1920 stiess er auf das Buch «Natürliche Wirtschaftsordnung» von Silvio Gsell. Die Begegnung mit der Freiwirtschaftslehre bestimmte in der Folge Sondereggers Leben. Er gab das Pfarramt auf, studierte Jurisprudenz und eröffnete in Teufen und später in Heiden eine eigene Anwaltskanzlei.

Herausgeber des Kampfblattes «Der Demokrat»

Gleichzeitig betätigte er sich journalistisch und politisch. Von 1924 bis 1935 war er Redaktor beim «Säntis» in Teufen, um dann ab 1936 in Heiden mit der Zeitung «Der Demokrat» ein eigenes Blatt herauszugeben. Seine angriffigen Leitartikel fanden über die Grenzen beider Appenzell hinaus grosse Beachtung.

1929 wurde «HaKa» ins Ausserrhoder Obergericht gewählt. 1933 nahm er Einsitz im Kantonsrat, und 1934 schaffte er die Wahl als Mitglied des Ständerats. 

Auch in Bern polarisierte Sonderegger als unermüdlicher und zutiefst überzeugter Verfechter der Freiwirtschaftslehre. Vor allem in bürgerlichen Kreisen umstritten, unterlag er aber 1935 seinem Gegenkandidaten Walter Ackermann, der als populärer Ausserrhoder Landammann an Stelle Sondereggers in den Ständerat gewählt wurde.

Nationalrat für den Kanton Baselland

Nebst all seinen Aufgaben redigierte Sonderegger ab 1927 die im Kanton Baselland weitverbreitete Zeitung «Der Landschäftler». Die hier geleistete publizistische Arbeit fand grösste Beachtung.

1939 wurde er – obwohl in Heiden wohnhaft – von den Stimmberechtigten des Kantons Baselland in den Nationalrat delegiert. Die Tätigkeit in Bern fand aber ein jähes Ende.

Dazu Historiker Thomas Fuchs: «1943 führten interne Differenzen im Schweizer Freiwirtschaftsbund zur Veröffentlichung privater Briefe, in denen er im Sommer 1940 die Einsetzung eines neuen Bundesrats und eine Verständigung mit den siegreichen Achsenmächten (Hitlerdeutschland, Italien, Japan) gewünscht hatte. Die folgende Diffamierungskampagne beendete seine politische Karriere und setzte ihm auch gesundheitlich stark zu.» Sonderegger zog sich ins Engadin zurück, wo er am 3. September 1944 verstarb.

(Quellen: «Hans Konrad Sonderegger – Kämpfer für Freiheit, Recht und Menschenwürde», diverse Autoren; «Appenzeller Geschichte» von Walter Schläpfer, «Historisches Lexikon der Schweiz» von Thomas Fuchs)

(Bildmontage: Die Ostschweiz)

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Autor/in
Peter Eggenberger

Peter Eggenberger, 1939, in Walzenhausen geboren, Drogistenlehre, Fremdenlegion, Lehrerseminar und Logopädiestudium mit entsprechender Tätigkeit. Seit 1982 freiberuflich tätig als Journalist, Autor und Referent.

Zu seinen Vorlieben gehören das Verfassen und Erzählen humorvoller Geschichten im Kurzenberger Dialekt, der Sprache des Appenzellerlands über dem Bodensee und dem Rheintal. Seine bisher erschienenen Mundartbände erfreuen sich einer ungebrochen grossen Nachfrage. Er lebt in Au.

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