logo

Gesundheitskosten

Starker Anstieg der Krankenkassenprämien in der Ostschweiz

Die mittlere Prämie für die obligatorische Krankenkasse wird im Jahr 2024 in der Schweiz 359,50 Franken pro Monat betragen, was einem Anstieg um 8,7 Prozent im Vergleich zu 2023 entspricht. Dies meldet das Bundesamt für Gesundheit (BAG). In der Ostschweiz steigen die Prämien überdurchschnittlich.

Odilia Hiller am 26. September 2023

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat am Dienstag die neuen Krankenkassenprämien veröffentlicht. Auf die Prämienzahlenden kommen im Jahr 2024 markant höhere Kosten für die obligatorische Krankenpflegeversicherung zu.

«Grund für den hohen Prämienanstieg sind die Gesundheitskosten. Diese sind seit dem 2. Halbjahr 2021 und insbesondere dieses Jahr stärker gestiegen als erwartet. Mehr Arztbesuche, mehr ambulante Spitalleistungen, mehr und teurere Medikamente haben zu diesen hohen Kosten geführt. Kostendämpfung bleibt daher eine zentrale Aufgabe für alle Akteure, damit die Gesundheitsleistungen für die Bevölkerung finanzierbar bleiben», so das BAG.

Der Prämienanstieg trifft auch die Ostschweizer Kantone. Ausser in Appenzell Innerrhoden steigen die monatlichen Prämien im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt überdurchschnittlich:

  • Kanton St.Gallen: im Schnitt 8,9 Prozent Anstieg

  • Kanton Thurgau: im Schnitt 9,5 Prozent Anstieg

  • Kanton Appenzell Ausserrhoden: im Schnitt 10,1 Prozent Anstieg

  • Kanton Appenzell Innerrhoden: im Schnitt 6,5 Prozent Anstieg

^

Schweizweit wird die mittlere Monatsprämie im Jahr 2024 359,50 Franken betragen, was einem Anstieg von 28,70 Franken (8,7 Prozent) im Vergleich zu 2023 entspricht. Die mittlere Prämie für Erwachsene steigt um 33,80 Franken (8,6 Prozent) auf 426,70 Franken. Diejenige für junge Erwachsene erhöht sich um 23,80 Franken (8,6 Prozent) auf 300,60 Franken. Die mittlere Prämie für Kinder steigt gegenüber 2023 um 8 Franken (7,7 Prozent) auf 111,80 Franken.

Verschiedene Faktoren verantwortlich für die Kostensteigerung

Hauptgrund des hohen Prämienanstiegs ist der starke Anstieg der Gesundheitskosten. Denn die Prämien widerspiegeln die Kosten. Im ersten Halbjahr 2023 sind die Kosten verglichen mit dem ersten Halbjahr 2022 um 6,4 Prozent gestiegen. Für das laufende Jahr erwarten die Versicherer einen Kostenanstieg von 5,3 Prozent und für 2024 wird ein weiteres Kostenwachstum von 3,4 Prozent erwartet.

Diese starke Kostenzunahme ist laut BAG auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen: Die alternde Bevölkerung, neue Medikamente und Behandlungen sowie eine Zunahme der Gesundheitsleistungen, beispielsweise ambulante Spitalleistungen oder bei der Physiotherapie.

Bei den ambulanten Spitalleistungen sind die Kosten pro versicherte Person (+ 8,5 Prozent) im Jahr 2022 stärker gestiegen als bei den Arztpraxen (+5,1 Prozent). Die Anzahl Arztbesuche pro Patientin und Patient ist stabil, aber die Kosten pro Arztbesuch steigen. Bei den stationären Spitalleistungen – die 19 Prozent der Kosten der obligatorischen Krankenversicherung (OKP) ausmachen – ist die starke Kostenentwicklung teilweise auf eine Verzögerung der Abrechnungen von Vorjahresleistungen der Spitäler und der Rehabilitationskliniken wegen einer neuen Tarifstruktur zurückzuführen. Ein Anstieg der Taxpunktwerte im ambulanten Spitalbereich ist in verschiedenen Kantonen zu beobachten.

22 Prozent für Medikamente

Die Medikamente machen im Jahr 2022 22 Prozent der Kosten der OKP aus. Das Kostenwachstum ist bei den Medikamenten im ambulanten Bereich mit 5,5 Prozent auf konstant hohem Niveau. Im Jahresvergleich wachsen die Medikamentenkosten aber stärker als die restlichen Kosten.

Krebsmedikamente, Immunsuppressiva und Antidiabetika wachsen am stärksten und sind im Jahr 2023 für 50 Prozent des Kostenanstiegs pro versicherte Person verantwortlich. Neuzulassungen mit speziell hohen Preisforderungen und zu häufig eingesetzte Originalpräparate hätten auch einen Einfluss auf das Kostenwachstum, schreibt das BAG.

Reduktion der Reserven

Starke Nachholeffekte nach der Pandemie hätten zu höheren Kosten und damit zu einem Verlust aus der Versicherungstätigkeit von 1,7 Milliarden Franken im Jahr 2022 geführt. Hinzu kam ein Anlageverlust in Höhe von 1,8 Milliarden aufgrund der schwierigen Situation an den Kapitalmärkten, was einer Anlagerendite von minus 11 Prozent entspricht.

Die Verluste wurden vollständig von den Reserven getragen. Sie sind in der Folge per Anfang 2023 auf branchenweit 8,5 Milliarden Franken gesunken. Insgesamt verfügen die Versicherer über ausreichend Reserven, aber das Polster zur weiteren Dämpfung der Prämienentwicklung ist nicht mehr vorhanden.

Zusammensetzung des Prämienanstiegs

Der hohe Prämienanstieg auf 2024 lässt sich laut BAG auf mehrere Faktoren zurückführen. Zusätzlich zur erwarteten Kostensteigerung 2024 gebe es einen Nachholbedarf. Einerseits würden die Prämien die Kosten 2023 nicht decken, da die Kosten höher seien als erwartet.

Zudem hätten überdurchschnittlich viele Versicherte den Grundversicherer gewechselt oder eine höhere Franchise gewählt, um ihre Prämienbelastung zu senken. Die Prämien seien in der Folge 2023 mit durchschnittlich 5,4 Prozent weniger stark gestiegen als angekündigt (6,6 Prozent). Die dadurch tieferen Prämieneinnahmen müssten nun bei der Berechnung der Prämienentwicklung 2024 mit einbezogen werden.

Und schliesslich müsse auch die Kostensteigerung 2024 berücksichtigt werden. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) habe eingehend geprüft, ob die von den Versicherern eingereichten Prämien die gesetzlichen Vorschriften erfüllen. Wo nötig, wurden Anpassungen verlangt. Alle Prämien wurden genehmigt.

Die Kostendämpfung bleibt eine Daueraufgabe

Die Schweiz verfügt über ein ausgezeichnetes Gesundheitssystem. Aufgrund des medizinisch-technischen Fortschritts und der demografischen Entwicklung werden die Gesundheitskosten auch in Zukunft weiter steigen. Dieser Kostenanstieg muss auf das medizinisch begründbare Mass beschränkt werden, ohne die Qualität der Versorgung zu vermindern.

Wechsel der Grundversicherung

Die Krankenversicherer haben bis Ende Oktober Zeit, um die Versicherten über die Prämien 2024 zu informieren. Danach können die Versicherten bis Ende November ihre Grundversicherung wechseln oder ihr Versicherungsmodell anpassen. In der Grundversicherung müssen die Krankenversicherer jede Person aufnehmen.

Die Website www.priminfo.ch wurde überarbeitet und beinhaltet insbesondere folgende Dienstleistungen:

  • Einfach anzuwendender Prämienrechner: Alle Prämien und Vergünstigungen (z. B. Reserveabbau) sämtlicher Krankenkassen sind übersichtlich aufgeführt. Die Versicherten können die Prämien nach ihrer Höhe sortieren und damit ihr Einsparpotenzial berechnen

  • Die Rubrik «Prämienberatung» mit Informationen zum Thema Krankenversicherung, Tipps zum Prämiensparen und mit Musterbriefen

  • Prämienübersichten

  • Antworten auf häufige Fragen (FAQ) sowie Kontaktmöglichkeiten (Hotline des BAG)

  • Zum ersten Mal stehen auch Texte in einfacher und leichter Sprache zur Verfügung

  • Zum ersten Mal stehen auch Videos in Gebärdensprache für gehörlose Menschen zur Verfügung

^

Alle Prämiendaten können zudem vom Open-Data-Portal heruntergeladen werden (www.opendata.swiss).

Für spezifische Fragen zu individuellen Prämien und Versicherungspolicen für 2024 ist grundsätzlich der entsprechende Krankenversicherer zuständig. Er ist zu einer unentgeltlichen Beratung und Information gesetzlich verpflichtet. Die Krankenversicherer sind für die Festlegung der Prämien verantwortlich und können detailliert über die Veränderung spezifischer Prämien informieren. Das BAG prüft, ob die Prämien den gesetzlichen Anforderungen genügen.

(Symbolbild: Depositphotos)

Einige Highlights

Uzwilerin mit begrenzter Lebenserwartung

Das Schicksal von Beatrice Weiss: «Ohne Selbstschutz kann die Menschheit richtig grässlich sein»

am 11. Mär 2024
Im Gespräch mit Martina Hingis

«…und das als Frau. Und man verdient auch noch Geld damit»

am 19. Jun 2022
Das grosse Gespräch

Bauernpräsident Ritter: «Es gibt sicher auch schöne Journalisten»

am 15. Jun 2024
Eine Analyse zur aktuellen Lage

Die Schweiz am Abgrund? Wie steigende Fixkosten das Haushaltbudget durcheinanderwirbeln

am 04. Apr 2024
DG: DG: Politik

«Die» Wirtschaft gibt es nicht

am 03. Sep 2024
Gastkommentar

Kein Asyl- und Bleiberecht für Kriminelle: Null-Toleranz-Strategie zur Sicherheit der Schweiz

am 18. Jul 2024
Gastkommentar

Falsche Berechnungen zu den AHV-Finanzen: Soll die Abstimmung zum Frauenrentenalter wiederholt werden?

am 15. Aug 2024
Gastkommentar

Grenze schützen – illegale Migration verhindern

am 17. Jul 2024
Sensibilisierung ja, aber…

Nach Entführungsversuchen in der Ostschweiz: Wie Facebook und Eltern die Polizeiarbeit erschweren können

am 05. Jul 2024
Pitbull vs. Malteser

Nach dem tödlichen Übergriff auf einen Pitbull in St.Gallen: Welche Folgen hat die Selbstjustiz?

am 26. Jun 2024
Politik mit Tarnkappe

Sie wollen die angebliche Unterwanderung der Gesellschaft in der Ostschweiz verhindern

am 24. Jun 2024
Paralympische Spiele in Paris Ende August

Para-Rollstuhlfahrerin Catherine Debrunner sagt: «Für ein reiches Land hinkt die Schweiz in vielen Bereichen noch weit hinterher»

am 24. Jun 2024
Politik extrem

Paradox: Mit Gewaltrhetorik für eine humanere Gesellschaft

am 10. Jun 2024
Das grosse Bundesratsinterview zur Schuldenbremse

«Rechtswidrig und teuer»: Bundesrätin Karin Keller-Sutter warnt Parlament vor Verfassungsbruch

am 27. Mai 2024
Eindrucksvolle Ausbildung

Der Gossauer Nicola Damann würde als Gardist für den Papst sein Leben riskieren: «Unser Heiliger Vater schätzt unsere Arbeit sehr»

am 24. Mai 2024
Zahlen am Beispiel Thurgau

Asylchaos im Durchschnittskanton

am 29. Apr 2024
Interview mit dem St.Galler SP-Regierungsrat

Fredy Fässler: «Ja, ich trage einige Geheimnisse mit mir herum»

am 01. Mai 2024
Nach frühem Rücktritt: Wird man zur «lame duck»?

Exklusivinterview mit Regierungsrat Kölliker: «Der Krebs hat mir aufgezeigt, dass die Situation nicht gesund ist»

am 29. Feb 2024
Die Säntis-Vermarktung

Jakob Gülünay: Weshalb die Ostschweiz mehr zusammenarbeiten sollte und ob dereinst Massen von Chinesen auf dem Säntis sind

am 20. Apr 2024
Neues Buch «Nichts gegen eine Million»

Die Ostschweizerin ist einem perfiden Online-Betrug zum Opfer gefallen – und verlor dabei fast eine Million Franken

am 08. Apr 2024
Gastkommentar

Weltweite Zunahme der Christenverfolgung

am 29. Mär 2024
Aktionswoche bis 17. März

Michel Sutter war abhängig und kriminell: «Ich wollte ein netter Einbrecher sein und klaute nie aus Privathäusern»

am 12. Mär 2024
Teuerung und Armut

Familienvater in Geldnot: «Wir können einige Tage fasten, doch die Angst vor offenen Rechnungen ist am schlimmsten»

am 24. Feb 2024
Naomi Eigenmann

Sexueller Missbrauch: Wie diese Rheintalerin ihr Erlebtes verarbeitet und anderen Opfern helfen will

am 02. Dez 2023
Best of 2023 | Meine Person des Jahres

Die heilige Franziska?

am 26. Dez 2023
Treffen mit Publizist Konrad Hummler

«Das Verschwinden des ‘Nebelspalters’ wäre für einige Journalisten das Schönste, was passieren könnte»

am 14. Sep 2023
Neurofeedback-Therapeutin Anja Hussong

«Eine Hirnhälfte in den Händen zu halten, ist ein sehr besonderes Gefühl»

am 03. Nov 2023
Die 20-jährige Alina Granwehr

Die Spitze im Visier - Wird diese Tennisspielerin dereinst so erfolgreich wie Martina Hingis?

am 05. Okt 2023
Podcast mit Stephanie Stadelmann

«Es ging lange, bis ich das Lachen wieder gefunden habe»

am 22. Dez 2022
Playboy-Model Salomé Lüthy

«Mein Freund steht zu 100% hinter mir»

am 09. Nov 2022
Neue Formen des Zusammenlebens

Architektin Regula Geisser: «Der Mensch wäre eigentlich für Mehrfamilienhäuser geschaffen»

am 01. Jan 2024
Podcast mit Marco Schwinger

Der Kampf zurück ins Leben

am 14. Nov 2022
Hanspeter Krüsi im Podcast

«In meinem Beruf gibt es leider nicht viele freudige Ereignisse»

am 12. Okt 2022
Stölzle /  Brányik
Autor/in
Odilia Hiller

Odilia Hiller aus St.Gallen war von August 2023 bis Juli 2024 Co-Chefredaktorin von «Die Ostschweiz». Frühere berufliche Stationen: St.Galler Tagblatt, NZZ, Universität St.Gallen.

Hier klicken, um die Mobile App von «Die Ostschweiz» zu installieren.