Ein St.Galler hat eine grosse Mission in Kolumbien: Markus Hürlimann möchte eine Schweizer Auslandschule in Medellin, der zweitgrössten Stadt im Land, aufbauen. Dafür benötigt das Team 2.5 Millionen Franken – ein grosses Unterfangen.
Ein etwas verschlafener Markus Hürlimann meldet sich am Telefon. Kein Wunder, in der Schweiz ist der Morgen längst angebrochen – immerhin ist es 10 Uhr vormittags. In Kolumbien jedoch ist es gerade einmal vier Uhr morgens.
Doch der gebürtige St.Galler ist gerne bereit, zu nachtschlafender Zeit Fragen zu seinem Herzensprojekt zu beantworten. Seit über 23 Jahren kennt Markus Hürlimann Kolumbien wie seine eigene Westentasche.
Hier hat er sein Zuhause gefunden, hier ging seine inzwischen erwachsene Tochter zur Schule, hier möchte er bleiben. «Kolumbien bietet so vieles. Ich bin schon immer viel herumgereist und fand auch andere Länder schön – doch Kolumbien ist für mich etwas ganz Besonderes», sagt er im Gespräch.
Vor- und Nachteile des kolumbianischen Schulsystems
Deshalb musste er auch nicht allzu lange überlegen, als die Anfrage kam, in Medellin mitzuhelfen, eine Schweizer Auslandschule auf die Beine zu stellen. Fasziniert sei er von dieser Idee gewesen, und bei der näheren Projektvorstellung war er davon sogleich überzeugt. «Ich kenne mich mit dem Schulsystem hier aus, weiss, wo die Vor- und Nachteile liegen. Die Schweiz hat einen guten Namen, und ich bin überzeugt davon, dass es eine gute Sache ist.»
Die Schule müsste nicht neu aufgebaut werden. Am Stadtrand von Medellin besuchen bereits 150 Kinder die Einrichtung. Die Besitzer möchten die Räumlichkeiten jedoch verkaufen – und so könnte daraus eine Schweizer Auslandschule entstehen. Dafür muss jedoch tief in die Tasche gegriffen werden: Knapp zwei Millionen Franken kostet die Privatschule, etwa 400'000 Franken verschlingen die Renovationskosten.
Gewinn von Beginn weg
Als grosse Herausforderung bezeichnet Hürlimann die Aufgabe, das Geld zusammenzubringen. «Dennoch sind wir alle überzeugt von der Idee – der Bedarf nach einer mehrsprachigen Schweizer Auslandschule ist gegeben. Und da die Schule bereits jetzt von 150 Kindern besucht wird, würde sie ab Tag eins Gewinn abwerfen.»
In Kolumbien geniessen die öffentlichen Schulen keinen allzu guten Ruf. Es fehlt deshalb an guten Schulplätzen. Wer etwas auf sich hält und es sich leisten kann, schickt sein Kind in eine Privatschule. Hier ist die Infrastruktur besser, die Lehrpersonen ebenfalls. Die Preise variieren jedoch stark. «Teure Privatschulen verlangen über 1'000 Franken im Monat. Gute Privatschulen sind aber bereits ab 250 Franken finanzierbar», sagt Hürlimann.
Gute Qualität ist möglich
Seine Tochter besuchte ebenfalls eine ausgezeichnete Privatschule, und die Ausbildung sei bei den besten Privatschulen derjenigen in der Schweiz überlegen. In der Oberstufe beispielsweise hätte er der Tochter bei den Hausaufgaben nicht mehr helfend zur Seite stehen können, obwohl er einst selber «sehr gute Leistungen in den mathematischen Fächern hatte».
Hürlimann ist überzeugt, dass die Schweizer Schule einen Bedarf abdeckte. Der Zeitplan ist sportlich: Bereits im August 2024 sollte die neue Schule in Betrieb genommen werden. «Wir sind noch auf der Suche nach Sponsoren, Geldgebern und Investoren», sagt Hürlimann.
Inzwischen hat er ein gutes Netzwerk in Kolumbien aufgebaut – auch, weil sich der gute Ruf bei vielen Schweizer Pensionierten herumgesprochen hat und sie nach Kolumbien auswandern. «Mit etwa 1'500 Franken im Monat lässt es sich hier sehr gut leben», weiss Hürlimann.
Die Kriminalitätsrate sei früher um einiges höher gewesen. Inzwischen könne man sich in den Touristenorten Kolumbiens ungezwungen bewegen. Hürlimann bezeichnet 99 Prozent der Einwohner als äusserst freundlich und nett – lediglich eine kleine Minderheit hätte nach wie vor etwas mit Drogen oder sonstigen kriminellen Machenschaften am Hut. «Wir sind froh, dass sich die Situation sehr zum Positiven gewendet hat. Deshalb sind wir überzeugt, dass die Schule in Medellin Erfolg haben wird.»
(Bild: PD)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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