Patrik Gisel verlässt Raiffeisen Ende Jahr. Die Medien spekulieren, welche Personen aus der GL ihm folgen werden.
Am Mittwoch verkündete Raiffeisen, dass Patrik Gisel nach drei Jahren als CEO zurücktreten wird. Noch bis Ende 2018 führt er das Amt aus.
Der Rücktritt eines Banken-CEOs füllt gezwungenermassen die Kommentarspalten der Zeitungen.
Eine Übersicht von dem, was Patrik Gisel aktuell über sich lesen muss.
Laut «Inside Paradeplatz» hat der Verwaltungsrat gemerkt, dass der CEO zu stark als Teil des Problems und nicht als Teil der Lösung gesehen wird. Und nun folge das grosse Ausmisten. Zittern müssten gemäss der Internet-Zeitung folgende Personen:
Gabriele Burn, Leiterin Departement Niederlassungen & Regionen und seit 2008 Mitglied der Geschäftsleitung.
Paulo Brügger, Leiter Departement Zentralbank und seit 2005 Mitglied der Geschäftsleitung.
Michael Auer, Leiter Departement Privat- & Anlagekunden und seit 2008 Mitglied der Geschäftsleitung.
Rolf Olmesdahl, Leiter Departement IT & Services und seit 2015 Mitglied der Geschäftsleitung.
Auch für cash.ch ist klar, dass Gisel nicht das letzte «Raiffeisen-Opfer» sein wird. Wolle die Bank einen wirklichen Neuanfang, müsse auch der seit dem Frühjahr amtierende Interimspräsident Pascal Gantenbein seinen Posten räumen. Denn: «Gantenbein steht für die alte Raiffeisen.»
Die «NZZ» sieht hinsichtlich der Neubesetzung des CEO-Postens ein grosses Problem: «Der federführende Nominations- und Vergütungsausschuss setzt sich derzeit aus drei Mitgliedern zusammen, von denen zwei erst seit kurzem im Verwaltungsrat sitzen und die Bank kaum kennen.» Man sei daher auf umfangreiche externe Hilfe angewiesen.
«20 Minuten» wirft die Frage auf, ob jetzt eine Millionen-Entschädigung den Abgang von Gisel versüsst. Dem ist aber gemäss Raiffeisen nicht so.
Weder Entschädigung noch Bonus seien vorgesehen.
Patrik Gisel werde sein Amt bis Ende 2018 ausüben und bekommt entsprechend bis dahin seinen Lohn. «Im letzten Jahr betrug sein Salär rund 1,8 Millionen Franken. Dazu kamen Leistungen an Personalvorsorge in Höhe von rund 600'000 Franken», so «20 Minuten».
Laut «St.Galler Tagblatt» ist die offizielle Argumentation von Raiffeisen nicht schlüssig: «Hätte sich Raiffeisen wirklich Sorgen um die Reputation gemacht, dann hätte sie schon früher reinen Tisch machen und Gisel zum Rücktritt bewegen müssen.»
Und Führungskräftevermittler Bjørn Johansson doppelt im Artikel nach: «Der Rücktritt ist der richtige Entscheid, auch wenn er spät gefallen ist.»
Der «Blick» interpretiert ein ihm vorliegendes Abschieds-Mail von Gisel an seine Geschäftspartner. Darin beklage sich Gisel über «unfaire Angriffe» auf seine Person. Für den «Blick» ist klar: «Mit anderen Worten sagt Gisel: Die Medien sind schuld, weil sie Gisel zu Unrecht angegriffen haben. Das wirkt nicht echt. Die Kritik war zu Beginn der Affäre stärker, Gisel zeigte damals ein dickes Fell.»
Natürlich wird bereits über die Nachfolge spekuliert. Für die meisten Medien und die von ihnen angefragten Branchenexperten ist klar: Für einen Neuanfang benötigt es eine externe Person.
So sagt etwa Kurt Sidler, Sprecher der Raiffeisen-Verbände und Präsident von Raiffeisen Luzern, gegenüber dem «Tages Anzeiger»: «Der neue CEO muss von aussen kommen. Nur das ermöglicht einen glaubwürdigen Neustart.»
Konkrete Namen nennen unter anderem «Inside Paradeplatz» und der «Blick». Es sind dies:
Harald Nedwed, Chef der Migros Bank
Romeo Lacher, VR-Präsident der SIX Group
Christine Novakovic, Bankmanagerin bei UBS
Franco Morra, bis April noch CEO der HSBC Private Bank
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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