In einem Kurzinterview mit dem SRF-Regionaljournal sagt FDP-Ständeratskandidatin Susanne Vincenz, dass sie sich den Gang in den zweiten Wahlgang ernsthaft überlegen würde, sollte sich Barbara Gysi zurückziehen. Der Druck auf die SP wächst.
Die St.Galler Ständeratswahlen könnten nochmals ordentlich an Spannung gewinnen. Im ersten Wahlgang schwang – für viele überraschend – SVP-Politikerin Esther Friedli mehr als deutlich obenaus. Auf Rang zwei folgte FDP-Kandidatin Susanne Vincenz. Die Grünen mussten sich mit Franziska Ryser mit dem letzten Platz hinter Barbara Gysi begnügen und verkündeten umgehend den Rückzug für den zweiten Wahlgang.
Ebenfalls für viele überraschend machte Barbara Gysi unmittelbar nach Bekanntgabe der Resultate klar, dass sie erneut antreten werde.
Seither rauchen die Köpfe der Parteistrategen. Kann es bei dieser Ausgangslage der FDP oder der SP überhaupt noch gelingen, den Siegeszug von Esther Friedli zu stoppen?
«Wohl kaum», sind Parteiexponenten der FDP überzeugt. Die einzige Möglichkeit sei, wenn es zu einem Duell «Friedli/Vincenz» kommen würde.
Gegenüber dem SRF-Regionaljournal sagte Susanne Vincenz denn auch deutlich, dass sie sich eine Kandidatur ernsthaft überlegen werde, sollte sich Gysi zurückziehen. Das wird vom Regionaljournal denn in einem Abschlusskommentar auch als einzige Variante bezeichnet, Friedli noch zu stoppen.
Wird das nun die Strategie der SP beeinflussen?
Sie entscheidet an ihrer heutigen Delegiertenversammlung (14. März) über das weitere Vorgehen, die FDP trifft sich am 15. März. Bis dann muss auch Susanne Vincenz-Stauffacher für sich eine Standortbestimmung gemacht haben und zu einem klaren Entscheid kommen.
Auf Anfrage von «Die Ostschweiz» sagt die FDP-Nationalrätin denn auch: «Nüchtern betrachtet haben sich im ersten Wahlgang 66% der Wählerinnen und Wähler für eine bürgerliche Vertreterin ausgesprochen.» Also für Friedli oder Vincenz-Stauffacher. Entsprechend kann gemäss Vincenz der Wunsch des Stimmvolks dahingehend interpretiert werden, dass es im zweiten Wahlgang zu einer Stichwahl zwischen der SVP und der FDP kommen sollte. «Ziehen sich die Linken zurück, so können sie mit ihrer Stimmmacht massgeblich mitentscheiden, wer in die kleine Kammer einzieht.»
Auch bei der SP dürfte man inzwischen einige Rechenspiele durchgemacht haben. Zu welchem Resultat man hierbei gekommen ist, wird sich in den nächsten Stunden zeigen. Die einzige Person, die das aktuelle Treiben eher gelassen mitverfolgen kann, ist SVP-Kandidatin Esther Friedli.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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