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Umwelteinflüsse erfahren

Der Seealpsee zeigt sein wahres Gesicht: Wie die Tauchfreunde Rheintal die Tiefen des Bergsees erlebt haben

Die Schönheit des Seealpsees erlangte längst internationale Berühmtheit. Um herauszufinden, wie es um das Gewässer wirklich steht, wurden Proben entnommen. Die Tauchfreunde Rheintal haben das Amt für Umwelt des Kantons AI bei der Premiere unterstützt.

Manuela Bruhin am 27. August 2024

Wer die Wanderung zum Seealpsee bereits einmal selber unter die Füsse genommen hat, weiss: Der Weg ist nicht ohne. Und dennoch schleppen – insbesondere ausländische Touristen – ihr gesamtes Hab und Gut den Berg hinauf, inklusive sperrigen Kinderwagen, nicht selten mit Flipflops oder Sandalen ausgerüstet, und werden dabei von den Einheimischen oder geübten Wandern nur müde belächelt.

Doch die Strapazen lohnen sich. Tiefblau erstrahlt der Bergsee und verzaubert die Besucherinnen und Besuchern – nicht nur diejenigen, die ihn zum ersten Mal zu Gesicht bekommen.

Boje als Lift

Ist das Gewässer aber wirklich so rein, wie es der Augenschein vermuten lässt? Und welche Auswirkungen haben die Umwelteinflüsse auf den See? Um das herauszufinden, veranlasste das Amt für Umwelt, dass Sedimentproben des Gewässers entnommen wurden. Zur Seite standen den Verantwortlichen die Tauchfreunde Rheintal. «Wir haben bereits einmal eine ‘Seeputzete’ durchgeführt und standen daher in Kontakt», sagt Vereinsmitglied Damian Dürr.

Tauchfreunde

Selber taucht er bereits seit vielen Jahren und war nun auch dabei, als insgesamt fünf Taucher den Seealpsee näher erkundeten. Zweierteams tauchten zum Grund, entnahmen die Sedimentproben an verschiedenen Stellen und beförderten diese mit Hilfe einer Boje an die Oberfläche. «Man muss sich das ähnlich wie einen Lift vorstellen», erklärt Dürr weiter.

Kälte gewohnt

Mehrere Stunden waren die Taucher und das Amt für Umwelt mit der Probeentnahme beschäftigt. Auch wenn das Wetter grundsätzlich mitgespielt hat: Der See hat auch seine Tücken. Denn: «Hätten wir gewusst, wie kalt es ist, hätten wir eine andere Ausrüstung bevorzugt», sagt Dürr und lacht. Die Temperaturen schwankten zwischen vier bis gerade einmal acht Grad.

Doch die Tauchfreunde Rheintal sind hart im Nehmen – und zogen die Tauchgänge bis zum Schluss durch. «Wir sind es uns gewohnt, in kälteren Gewässern zu tauchen. Ein Abbruch kam deshalb nie in Frage», so Dürr weiter.

Malediven oder Walensee?

So klar das Wasser an der Oberfläche schimmert, so trüb ist die Sicht im Untergrund. Weil durch die Entnahme der Proben der Grund aufgewirbelt wurde, sahen die Taucher praktisch nichts. «Teilweise nicht einmal die Hand vor Augen», sagt Dürr und lacht.

Tauchfreunde

Fast keine Sicht und dazu noch die Kälte – weshalb taucht man überhaupt in solchen Gewässern, wenn gerade keine Sedimentproben entnommen werden müssen? Dürr, der regelmässig im Bodensee oder anderen ortsansässigen Gewässern unterwegs ist, schwärmt von seinem Hobby. «Das Gefühl der Schwerelosigkeit unter Wasser, gepaart mit der Ruhe, das ist etwas Wunderbares», bringt er es auf den Punkt. Und dies unterscheide sich nicht, ob man auf den Malediven unterwegs sei oder eben am Boden-, Seealp- oder Walensee.

Schwere Ausrüstung

Die Mitglieder des Vereins tauchen jedoch nicht nur aus Spass an der Sache. Regelmässig sind sie auch in den Gewässern unterwegs, um diese von Abfällen und Hinterlassenschaften zu befreien. «Es ist erstaunlich, was man alles findet», so Dürr. Von alten Fahrrädern über Drohnen bis hin zu ganzen Fässern oder Flössen sei schon alles mit dabei gewesen.

Dennoch sei der Tauchgang im Seealpsee speziell gewesen. Weil die Sedimentproben zum ersten Mal überhaupt entnommen wurden. Und die Tauchfreunde so ihren Beitrag leisten konnten, damit der Umwelt Sorge getragen wird. Und, ein wichtiges Detail zum Schluss verrät Dürr mit einem Schmunzeln: «Ja, wir waren froh, dass wir die schwere Ausrüstung nicht selber den Berg hinaufschleppen mussten.» In diesem Falle war wohl die Kälte Folter genug.

_(Bilder: _Marco Sutter)

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Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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