Es begann im australischen Outback, im Jahre 1859 mit 24 Kaninchen, freigelassen vom Einwanderer Thomas Austin. Er wollte sich damit auf seiner Farm eine Prise Heimat gönnen.
«Sie geben mir ein wenig das Gefühl, zu Hause zu sein, werden wohl kaum Schaden anrichten», soll er gesagt haben. Offenbar wusste er nicht, dass Kaninchen in ihrer Zeugungslust kaum zu stoppen sind. Zudem fehlten natürliche Feinde. Die Langohren – von den ersten Siedlern aus Europa eingeführt und üblicherweise in Ställen gehalten – vermehrten sich explosionsartig und wurden zur Plage. Bis heute.
Austins damaliger Wunsch nach Heimatgefühlen kommt Australien jährlich teuer zu stehen: Rund 1 Million US-Dollar jährlich kostet der Unterhalt von rund 8'000 Kilometern Maschendrahtzaun, ein gigantisches Bollwerk gegen eine übermächtige Natur.
Nebst paarungslustigen Kaninchen leben in endlosen Weiten wilde Füchse und Hundertausende von Dingos, aggressive Hunde, die es auf Schafe abgesehen haben. Sie dezimierten gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Schafherden so sehr, dass eine Schafproduktion schier unmöglich schien.
Doch die Farmer gaben nicht auf, setzten Gifte ein, zerstörten Höhlen, verstärkten und erweiterten das Zaunsystem. In Westaustralien entstand ein rund 2’000 Kilometer langer Hasenschutzzaun. Von der Ostküste bei Brisbane bis tief in den Süden nach Ceduna verläuft der Dingozaun. Er entspricht in seiner Länge etwa der Distanz London-New York, gilt als längstes, zusammenhängendes Bauwerk der Welt. Es wird laufend unterhalten und überwacht. Mit fragwürdigem Erfolg: Die Hasen- und Dingoplage beeinträchtigt die Landwirtschaft nach wie vor, das Ökosystem scheint gestört, unbekannte Epidemien breiten sich aus.
Künftig will man auch Drohnen und Computersysteme einsetzen. Sie sollen helfen das Unmögliche möglich zu machen: Die totale Kontrolle einer Natur, die längst aus dem Gleichgewicht befördert wurde. «Eine grosse Illusion» meint der Farmer, der mir beim Fotografieren des Zaunes über die Schulter schaut.
Der Südseespezialist Hansjörg Hinrichs bereist Ozeanien seit über 30 Jahren. 2017 erschien sein Bildband «Sehnsucht Südsee». Als Impulsreferent zeigt er auf was nicht nur Manager von Urvölkern lernen können. Seine Reisemanufaktur PACIFIC SOCIETY bietet exklusive Erlebnisreisen in die Südsee an.
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