Andi Tobler, Inhaber der hopfenundmalz gmbh.
Die sprichwörtliche Bierlaune führte zur Entstehung der Gossauer Brauerei «hopfenundmalz». Inhaber Andi Tobler gibt im Interview eine Anleitung, wie man es ihm nachmachen kann.
Andi Tobler, ein eigenes Bier zu brauen tönt nach einem spannenden Hobby. Sie haben daraus ein Geschäft entwickelt. Wie kam es zu dieser Idee?
Ich braue nun schon seit rund 20 Jahren Bier. Anfangs in meiner Küche, danach in meinem Keller. Vor 10 Jahren habe ich dann zusammen mit meinem Freund Markus Rosenberger aus einer Bierlaune heraus die Brauerei hopfenundmalz gegründet. Nachdem wir anfänglich nur für uns und unsere Freunde gebraut haben und unser Gratisbier den Meisten sehr gemundet hat, entschlossen wir uns 2011 zur Gründung der hopfenundmalz gmbh und zum öffentlichen Verkauf unserer Biere.
Die Idee ist das eine, einen entsprechenden Absatzmarkt zu finden, das andere. Wie hat sich das Business entwickelt?
Von Anfang an hatten wir eine stetige und gesunde Absatzsteigerung. Unsere Brauerei ist von Jahr zu Jahr gewachsen. Anfänglich verkauften wir unser Bier fast ausschliesslich an eigenen Anlässen und an unsere Stammkundschaft. Die Belieferung fremder Partys und die Anfrage erster lokaler Gastronomiebetriebe liessen aber nicht lange auf sich warten. Wir waren und sind regelmässig auch «ausgeschossen». Da wir das Brauen aber nur als Nebenbeschäftigung betreiben, können wir es uns auch mal erlauben, einzelne Sorten nicht verfügbar zu haben und einzelne Bestellungen und Aufträge nicht ausführen zu können. Vor zwei Jahren entschlossen wir uns dazu, unsere zwei untergärigen Biere in der befreundeten Brauerei Stadtbühl in Gossau in grösseren Mengen zu brauen. Dadurch wurden unsere Engpässe, zumindest bei diesen beiden Bieren, seltener.
Nun muss man sich ja in irgendeiner Form von anderen Produkten abheben. In welcher Form tun Sie das?
Wir haben ein grosses und aussergewöhnliches Sortiment. Als wir vor sieben Jahren unser erstes India Pale Ale auf den Markt brachten, war dieser Bierstil in der Schweiz noch weitgehend unbekannt. Auch mit unseren Bieren Russian Imperial Stout und dem Barley Wine waren wir Vorreiter in der Region. Unsere Spezialität sind starke und gehaltvolle Biere. Wo heute die Grossbrauereien mit ihren abgeschwächten und massentauglichen «Craft»-Bieren den Markt bedienen, gehen wir in die entgegengesetzte Richtung und bieten «Charakterbiere» an, welche ein einmaliges Geschmackserlebnis bieten.
Wie gross ist das Sortiment inzwischen?
Da wir einzelne Biere nur alle zwei bis drei Jahre brauen, kann ich das nicht einmal so genau sagen. Es sind aber bestimmt über 20 Sorten, die wir regelmässig herstellen. Dazu kommen Eventbiere, welche wir für einen bestimmten Anlass wie z.B. Geburtstag oder Hochzeit zusammen mit den Kunden brauen und das Rezept jeweils dem Kundenwunsch entsprechend anpassen.
Über welche Kanäle vertreiben Sie Ihre Produkte?
Unser Bier kann in verschiedenen Lokalen konsumiert werden. Am Maimarkt und am Strassenfest in Gossau betreiben wir jeweils einen eigenen Bierstand. Auf unserer Homepage www.hopfenundmalz,ch kann man sich über unser aktuelles Sortiment informieren. Die Biere müssen aber bei uns in der Brauerei in Gossau abgeholt werden. Die beiden untergärigen Biere sind auch bei der Brauerei Stadtbühl in Gossau erhältlich.
Ganz ehrlich: Trinken Sie nun nur noch das eigene Bier?
Nein, natürlich nicht. Ich liebe es, neue Biere zu entdecken. Da in St. Gallen die Craft-Bier-Szene schon in einigen Lokalen angekommen ist, gehe ich da gerne auf Entdeckungsreise. Das BRÜW mit seinen 12 Zapfhähnen und dem immer wechselnden Angebot ist da eine wahre Fundgrube.
Leider schmeckt mit das normale Lagerbier der meisten Brauereien nicht mehr besonders. Da hat sich mein Geschmack mit dem Brauen und den Jahren verändert. Das war nie mein Ziel, ist aber leider geschehen.
Was raten Sie jenen, die einen ähnlichen Weg einschlagen möchten? Auf welche Gefahren muss man achten?
Macht es! Wenn ihr das wollt, macht es unbedingt! Sein eigenes Bier zu brauen ist gar nicht so schwer und macht Spass. Das erste Mal sein eigenes Bier zu trinken ist unvergesslich. Geniesst es, teilt es mit der Familie und den Freunden. Wenn ihr dann vorhabt, euer Bier öffentlich zu verkaufen, müsst ihr aber schon ein Produkt haben, das sich von den anderen Bieren abhebt. Blindverkostungen mit eigenen und fremden Bieren können hier manchmal recht ernüchternd sein. Die grösste Gefahr ist wahrscheinlich, dass die Arbeit unterschätzt wird, die für einen erfolgreichen Markteintritt erbracht werden muss.
Was benötigt man denn grundsätzlich alles, um starten zu können?
Für das Hausbrauen am eigenen Herd hat man das Meiste schon zu Hause. Der Rest kann man für 100 bis 150 Franken im Internet kaufen. Brauundrauchshop.ch , Sios.ch und Bierbrauzubehoer.ch sinf hier die bekanntesten Lieferanten. Wenn man gewerblich Brauen möchte, wird schon einiges mehr benötigt. Die entsprechenden Räumlichkeiten müssen vorhanden sein oder müssen angemietet werden, eine solide Brauanlage mit der entsprechenden Kapazität muss angeschafft werden, Gär- und Lagertanks inklusive der entsprechenden Kühlung werden benötigt, Bierfässer und Ausschankanlagen stehen auch noch auf der Liste. Das kostet dann natürlich eine schöne Stange Geld.
Welche Vision haben Sie für die Zukunft? Wo soll Ihr Geschäft in zehn Jahren stehen?
Schwer zu sagen. Das Wichtigste ist, dass ich dann immer noch Spass an der Sache habe. Bierbrauen ist eine riesige Materialschlacht mit einem grossen logistischen Aufwand. Die Wertschöpfung ist eher bescheiden und der Aufwand gross. Ich denke, dass wir uns weiter spezialisieren müssen um zu bestehen. Bierbrauen als Haupteinnahmequelle ist in meinem Lebensplan nicht vorgesehen. Phantastische Biere brauen, an die ich heute noch gar nicht denke, das ist mein Ziel. Und dass es normal ist, dass man im Restaurant nicht mehr eine Stange oder «mir au» bestellt, sondern zuerst nach den verschiedenen Bieren fragt und überall mindesten ein lokales Bier angeboten bekommt.
Andi Tobler, Inhaber der hopfenundmalz gmbh.
Marcel Baumgartner (*1979) ist Chefredaktor von «Die Ostschweiz».
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