Alles ist unklar im Fall von Pierin Vincenz, deshalb kursieren Spekulationen. Die neueste: Er könnte sich «freikaufen».
Niemand weiss, wie schnell und intensiv die Arbeiten am Verfahren gegen Pierin Vincenz, den früheren CEO der Raiffeisen, wirklich laufen. Die Untersuchungsbehörden lassen sich verständlicherweise nicht in die Karten schauen. Sicher ist nur, dass sowohl die Zürcher Staatsanwaltschaft wie auch die Anwälte von Vincenz viele personelle Ressourcen investieren.
Weil das alles unter dem Radar läuft, war in den vergangenen Monaten viel Spekulatives zu lesen. Beispielsweise über die Möglichkeit einer Verjährung des sehr umfangreichen Verfahrens. Oder aber im Gegenteil einer baldigen Anklage.
Neueste mediale Spekulation, dieses Mal von der NZZ: Es sei möglich, dass sich Pierin Vincenz im Sinn einer Wiedergutmachung mit Geld freikaufe. In diesem Fall würde die Untersuchung gegen ihn fallen gelassen. Beispiele dafür aus dem Bereich der Wirtschaftskriminalität gibt es. Die NZZ beruft sich auf einen Strafrechtsexperten, der sagt, die Voraussetzungen für dieses Vorgehen seien bei Vincenz gegeben.
Kontra zu dieser These gibt der Zürcher Finanzjournalist Lukas Hässig von «Inside Paradeplatz». Er bezweifelt, dass die Staatsanwaltschaft ihre besten Leute auf den Fall angesetzt hätte, nur um das Ganze danach mit Geld zu regeln. Wobei er einräumt, es hätten sich die Anzeichen verdichtet, dass möglicherweise am Schluss der Untersuchung nicht mehr viel hängen bleibe.
Es gebe zudem Signale dafür, dass der Tatverdacht dringend sei, so Hässig, zum Beispiel die beantragte und bewilligte Verlängerung der Untersuchungshaft vor einem Jahr.
Hässigs Spekulation: Nach den Sommerferien werden die Akten entsiegelt, die derzeit bei den Beschuldigten noch unter Verschluss gehalten werden, danach folge bald die Anklage und schliesslich der Prozess.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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