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Was erwartet die Frauen?

Nach der EM ist vor der Saison: Die erste Frauenequipe des FCSG im Aufwind

Die erste Frauenequipe des FCSG startet in die neue Saison. Welche Lehren nimmt man aus der letzten Saison mit? Sandra Egger und Patricia Willi über Punkteausbeute, ausländische Spielerinnen – und was ein vollbesetztes Espenmoos bedeuten könnte.

Manuela Bruhin am 17. Juli 2024

Die EM 2024 ist Geschichte, für die erste Frauenequipe des FCSG fängt die neue Saison in diesen Tagen gerade erst an. Und mit ihr steigt auch die Vorfreude. Schliesslich wurde die Sommerpause dazu genutzt, um sich zu erholen, aber auch, um die letzte Saison zu reflektieren und Ziele für die nächste zu formulieren. Die beiden Sportchefinnen Patricia Willi und Sandra Egger geben Einblicke in ihre Überlegungen, persönliche Entwicklungen und wie die Zusammenarbeit im Hinblick auf die Women’s Euro 2025 ablaufen wird.

Spanien wurde gerade Europameister. Die EM liess einmal mehr die Emotionen hochfahren. Wie habt ihr die letzten Wochen erlebt?

Patricia Willi: Es war sehr speziell, mitzuerleben, wie ein solcher Grossanlass in unserem Nachbarland abgehalten wurde. Gerade auch die Schweizer Fussballnati hat Grossartiges geleistet. Wir hoffen, die Euphorie für die Women’s Euro 2025 mitnehmen zu können. Zumal St.Gallen ja eine der Host Cities sein wird.

Sandra Egger: Während der Sommerpause konnten wir die freie Zeit dafür nutzen, um die Spiele mitzuverfolgen. Ich denke, es ist egal, ob Männer- oder Frauenfussball: Wer sich für das Thema interessiert, hat versucht, so viel wie möglich mitzuerleben. Wir hoffen, die Euphorie ist ansteckend – und reicht bis ins nächste Jahr hinein.

St.Gallen wird eine der Host Cities an der Women’s Euro 2025 sein. Wie wird die Zusammenarbeit zwischen euch ablaufen?

Patricia Willi: Der vorherige Projektleiter Roger Hegi und die jetzige Projektleiterin Céline Bradke sind bereits schon früh auf uns zugekommen. Sie haben sich dafür interessiert, wie der Spitzenfussball in unserer Region betrieben wird. Von Anfang an war der Kontakt gut und regelmässig. Wir schätzen die Zusammenarbeit sehr. Zusammen mit Melanie Künzler bin ich für das Legacy-Projekt zuständig. Allen Beteiligten liegt es am Herzen, damit der Mädchen- und Frauenfussball in der Region nachhaltig gefördert wird.

Sandra Egger: Die Zusammenarbeit betrifft nicht nur die erste Frauenequipe, sondern auch ganz viele andere Personen, wie beispielsweise Pascal Wicki vom FC St.Gallen und Rebecca Lumpert von der Event AG. Wir sind stolz darauf, dass unsere Spielerinnen Karin Bernet und Jana Brunner das Amt der Botschafterinnen, zusammen mit der ehemaligen Stadträtin Elisabeth Beéry, übernommen haben.

Werfen wir einen Blick zurück: Wie zufrieden seid ihr mit der letzten Saison? Was nehmt ihr davon mit in die nächste?

Patricia Willi: Grundsätzlich war es eine gute Saison für uns. Auch wenn es punktuell natürlich immer Verbesserungspotenzial gibt. Verglichen mit der Saison zuvor konnten wir gleich viele Punkte erzielen, verloren aber zwei Plätze. Hier sehen wir, dass sich die Konkurrenz in dieser Liga ebenfalls entwickelt hat. Was uns besonders freut, ist jedoch, dass wir fussballtechnisch einen Schritt nach vorn machen konnten. Wir konnten uns hervorheben, und auch gegen Spitzenteams wie Zürich oder Basel gewinnen – oder zumindest ein Unentschieden erreichen. Das hat unsere sportliche Entwicklung bestätigt.

Sandra Egger: Bisher fehlten genau solche wichtigen Siege, die uns nun in der letzten Saison endlich gelungen sind. Wir müssen realistisch bleiben: Fertig ist man nie – nicht einmal dann, wenn man Meister werden würde. Wie Patricia schon gesagt hat, es geht nicht nur um Punkte oder Siege, sondern um die Entwicklung der Equipe und jeder einzelnen Spielerin.

Der FCSG hat im Gegensatz zu anderen Spitzenteams wie Basel kaum internationalen Spielerinnen. Merkt man da, dass man an seine Grenzen kommt?

Patricia Willi: Wir sind genug realistisch, um sagen zu können, dass die Konkurrenz nie schläft. Wir haben den sechsten Platz belegt, zuvor den vierten. Mit den besagten Siegen und unserer sichtbaren ganzheitlichen Entwicklung haben wir aber auch bewiesen, dass wir es mit den Top-Teams aufnehmen können. Es wird weiterhin ein grosses Ziel bleiben, solche Teams schlagen zu können. Ich denke, dafür sind wir alle ehrgeizig genug.

Sandra Egger: Natürlich haben diese Teams internationale Spielerinnen. Aber alleine diese Tatsache soll nicht den gesamten Erfolg ausmachen. Es kann auch Druck erzeugen, damit die Erfahrung auf den Platz gebracht wird. Wir bleiben unserem Weg treu. Natürlich verstärken auch wir uns bewusst und punktuell. Für uns ist nicht nur entscheidend, welchen Lohn eine Spielerin erhält. Sondern die gesamten Bedingungen sollen sich grundsätzlich verbessern – damit sich die Spielerin vermehrt auf ihren zweiten Job als Fussballerin fokussieren kann. Es sind genau diese Unterschiede innerhalb der Schweizer Teams, die es so spannend machen, sich gegenseitig zu messen.

Die Saison startet in diesen Tagen. Wo steht ihr derzeit?

Patricia Willi: Wir sind jetzt in der zweiten Phase der Vorbereitung. Mit dem Spiel gegen Servette am 10. August geht dann die Saison los. Die Neuzugänge sind bereits da, die Namen werden demnächst bekannt gegeben.

Sandra Egger: In der Vorbereitung ist es sehr wichtig, darauf zu achten, dass alle gesund und fit aus den Ferien und der letzten Saison kommen. Bisher hatten wir Glück, Verletzungen gibt es nicht mehr viele. Nun legen wir den Fokus darauf, dass alle, auch die neuen Spielerinnen, auf den gleichen Trainingsstand kommen.

Anfang August absolviert ihr euer Testspiel gegen den FC Bayern München. Sind solche Spiele gleichzeitig auch ein wichtiger Publikumsmagnet?

Patricia Willi: Wenn das Spiel bei uns abgehalten werden würde, dann sicher, ja. Wir spielen jedoch in München. Dass wir gegen solche Gegnerinnen antreten, entspricht sicher nicht dem Normalfall. Wir freuen uns deshalb sehr darauf, uns gegen ein solches Team messen zu können.

Sandra Egger: Uns geht es bei solchen Gegnern nicht darum, möglichst viel Sichtbarkeit zu generieren. Es ist, wie Patricia schon sagt, eine gute Gelegenheit, weil wir nicht oft gegen solche Teams mit unglaublicher internationaler Klasse antreten.

Wie habt ihr die Sommerpause genutzt?

Patricia Willi: Einerseits geht es natürlich darum, dass sich die Spielerinnen von der Saison erholen können. Wir im Führungstrio, zusammen mit unserer Cheftrainerin Marisa Wunderlin, halten aber auch Rückblick auf die letzte Saison: Was lief gut? Was weniger? Die zwei Wochen sind wichtig, um sich neu zu finden, zu diskutieren und sich Ziele zu setzen. Dann gibt es auch immer Wechsel innerhalb des Teams und Staffs. Es ist wichtig, sich wieder bewusst vor Augen zu führen, wie gut unsere Zusammenarbeit funktioniert. Und genau solche Botschaften wollen wir dem Team vermitteln . Denn Kultur, Werte und Ziele sind bei uns Themen, die wir als Gemeinschaft leben und weiterentwickeln möchten.

Worauf freut ihr euch am meisten?

Sandra Egger: Auf die vielen Spiele: Wie gelingt es uns fortlaufend, das Geübte von den Trainings auf den Platz zu bringen? Natürlich freuen wir uns über die Siege. Noch viel wichtiger sind jedoch die persönlichen Entwicklungen jeder einzelnen Spielerin. Es sind die kleinen Dinge, die es ausmachen. Der Erfolg jeder einzelnen Spielerin trägt zum Gesamterfolg des Teams bei.

Und was wäre ein persönlicher Wunsch von euch?

Sandra Egger: (Lacht) Es wäre schön, wenn es uns endlich gelingen würde, das Espenmoos zu füllen.

Hier gibt es sämtliche Spiele im Überblick.

(Bild: Manuela Bruhin/pd)

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Autor/in
Manuela Bruhin

Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».

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