Aus der St.Galler Privatbank Wegelin wurde einst Notenstein, und Notenstein wurde später von der Bank Vontobel übernommen. Schon damals gab es einen personellen Aderlass. Und laut einem Medienbericht geht dieser munter weiter. Ex-Notensteiner sind offenbar eine gefährdete Spezies.
Vor ziemlich exakt einem Jahr wurde bekannt, dass die Zürcher Privatbank Vontobel die St.Galler Privatbank Notenstein übernimmt. Letztere war entstanden, nachdem Raiffeisen die juristisch in Schieflage geratene Privatbank Wegelin übernommen hatte.
Die Zürcher kamen mit Karacho. Von den 400 Notensteinern wurden rund 260 übernommen, der Rest verlor den Job.
Ein Vorgang, der nicht ganz unüblich ist. Man übernimmt ein Unternehmen, das in derselben Branche tätig ist wie man selbst, eher selten, um danach alles beim Alten zu belassen. Überschneidungen und Synergien werden gesucht und gefunden, Leidtragende sind die Mitarbeiter. Schliesslich will man im Idealfall mehr einnehmen bei nicht gleich ansteigenden Kosten.
Laut Informationen des Finanzportals «Inside Paradeplatz» ist die Bereinigung damit aber noch nicht abgeschlossen. «Derzeit häufen sich die Nachrichten von Entlassungen», heisst es dort. In St.Gallen sollen laut diesen Informationen fünf Banker die Kündigung erhalten haben. Und zwar keine Leute von Vontobel, sondern solche, die mit der Integration von Notenstein gekommen waren.
Von Seiten der Zürcher Bank wird das halbwegs bestätigt, halbwegs dementiert. Es gehe um «weniger als eine Handvoll Mitarbeitende», eine «Entlassungswelle» sei es nicht.
Welle ist relativ. Aber angesichts der vor einem Jahr schon ausgedünnten Personaldecke ist auch eine Handvoll Leute auf einen Schlag bemerkenswert. Zumal dann, wenn es sich - wie «Inside Paradeplatz» zu wissen glaubt - ausnahmslos um Ex-Notensteiner handelt.
Kommt dazu, dass man nun offenbar auch an anderen früheren Notenstein-Standorten bangt. Zum Beispiel in Basel. Dort hatte der frühere Notenstein-Chef Adrian Künzi seinerseits die Privatbank La Roche gekauft - daraus wurde Notenstein La Roche -, und entsprechend ist dort mehr «Speck» am Knochen.
Im Privatbankbusiness ist eines ganz zentral, wie der Begriff schon sagt: Der direkte Bezug zum Kunden. Entsprechend sind erfahrene Kundenberater das wichtigste Rohmaterial. Laut der Vontobel-Sprecherin ging es bei der «weniger als eine Handvoll» Entlassungen ausdrücklich nicht um Kundenberater.
Beim in der Regel gut informierten Portal «Inside Paradeplatz» mag man das indes nicht so recht glauben. Die Backoffice-Leute wie beispielsweise Informatiker seien bereits bei der Übernahme durch Vontobel über die Planke gegangen. Die meisten der verbliebenen Notensteiner seien Kundenberater.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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