Hauchdünn gewann Caroline Bartholet (FDP) die Wahl zur Gemeindepräsidentin von Niederbüren. Bedanken kann sie sich dafür auch bei einem anderen Kandidaten. Und das Resultat stellt die Arbeit der Findungskommission einmal mehr in Frage.
Ein Amt, vier Kandidaturen. Ein absolutes Mehr von 363 Stimmen. Und gewählt als neue Gemeindepräsidentin von Niederbüren ist Caroline Bartholet, Gemeinderätin und Kantonsrätin aus Oberuzwil mit 366 Stimmen. Eine knappe Handvoll Stimmen weniger, und der zweite Wahlgang wäre perfekt gewesen.
Mit einem zweiten Wahltermin hatten aufgrund der vielen Kandidaten auch die meisten Beobachter gerechnet. Dass es nun doch im ersten Durchgang reichte, hat Bartholet in erster Linie einem Mann zu verdanken: Pascal Frommenwiler von der SVP. Der hatte buchstäblich in letzter Minute im Rahmen eines Wahlpodiums erklärt, zur Verfügung zu stehen, nachdem ihn ein anderer Stimmbürger ins Spiel gebracht hatte.
Frommenwiler hatte zuvor schon einmal mit einer Kandidatur geliebäugelt, dann aber verzichtet - aus familiären Gründen, wie aus einem Bericht von hallowil.ch zu entnehmen war. Stattdessen war der Polizist der Findungskommission beigetreten, die Kandidaten für das Amt suchte.
Angesichts des Teilnehmerfelds aus zwei auswärtigen und einem neu zugezogenen Kandidaten witterte er aber danach dann offenbar im letzten Moment seine Chance und erklärte zumindest indirekt seine Kandidatur.
Diese Chance hatte er dann aber doch nicht. Der SVP-Mann landete nur auf Platz 3, zwar noch vor dem völlig abgeschlagenen Aargauer Kandidaten Christoph Koenig, aber noch hinter dem Quereinsteiger Jörg Caluori (parteilos), der es mit 137 Stimmen auf Platz 2 schaffte.
Damit ist rechnerisch klar: Wenn Frommenwiler nicht noch auf den Zug aufgesprungen wäre, der längst rollte, wären seine 124 Stimmen woanders hin gewandert - mit der hohen Wahrscheinlichkeit, dass niemand das absolute Mehr erreicht hätte. Es ist anzunehmen, dass Frommenwilers Wähler unter anderem eine Lösung aus dem eigenen Dorf wollten, und neben ihm war das nur Jörg Caluori. Dazu kommt: Caluori ist parteilos, hat aber einige Positionen, die ihn für SVP-Leute wählbar machen. Nachdem aber der SVP-Ortsparteipräsident persönlich antrat, gehörte die Solidarität der Partei natürlich diesem.
Hinter den Kulissen wird auch geargwöhnt, dass Christoph Koenig von der Findungskommission nur als zweiter Kandidat portiert wurde, weil das die Chancen von Caroline Bartholet erhöhte. Koenig hat eine Laufbahn hinter sich, die ihn sehr angreifbar macht, unter anderem einen Auftritt als Gemeindeschreiber im Aargau, der unter mysteriösen Umständen schnell endete. Dass jemand mit dieser Vita auf den Schild gehoben wird, ist ungewöhnlich.
Der Gemeinde bleibt so ein zweiter Wahlgang erspart, gleichzeitig bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Die Arbeit der Findungskommission, vor allem ihr Kommunikationsverhalten, stiessen vielen im Dorf sauer auf. Einer der beiden von ihr portierten Kandidaten wurde offenbar als völlig unwählbar wahrgenommen (Koenig holte 66 Stimmen), was an sich schon bedenklich ist. Und ausgerechnet Caluori, den die Kommission ihrerseits als unwählbar taxierte, holte Platz 2.
Es ist kein Start wie aus dem Bilderbuch für die neue Gemeindepräsidentin, die zuerst kitten muss, was in den letzten Wochen zerbrochen ist. Dazu kommt, dass sie bereits in einem Jahr wieder zu den ordentlichen Wahlen antreten muss. Bis dann, das hat die neue Gemeindepräsidentin angekündigt, wird die Familie das Eigenheim in Oberuzwil behalten. Sicher ist sicher…
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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