Der Chef des Amts für Volksschule Beat Brüllmann.
Steigende Arbeitsbelastung, Konfrontationen mit Eltern, fehlende Unterstützung: Der Lehrberuf hat viele Herausforderungen zu meistern. Nun spannen 12 Kantone zusammen, um insbesondere die Vorzüge wieder in den Fokus zu rücken.
Er lacht, als er auf seine persönlichen Erinnerungen an die Schulzeit angesprochen wird. Waren seine Lehrpersonen Helden oder zumindest Vorbilder für ihn? Der St.Galler Regierungspräsident Stefan Kölliker bleibt dann aber auf die Sache bezogen: «Generell hat wohl fast jeder von uns spezielle Erinnerungen an die Schulzeit – positive wie auch negative. Letztere sind im Nachhinein betrachtet wohl aber mit grossen persönlichen Lerneffekten verbunden. Im ersten Moment nahmen wir sie vielleicht als negativ wahr, doch der daraus entstandene Lerneffekt war sehr wichtig für die Lebensschule.»
Deutliche Unterschiede
Der Grund für die neue Kampagne, für welche zwölf Kantone zusammenspannen, ist aber alles andere als lustig. Der Lehrermangel hat die Schweiz fest im Griff, auch wenn an vielen Orten inzwischen Lösungen gefunden werden konnten. So auch im Kanton St.Gallen. Zwar sei die Lage nach wie vor angespannt, sagt Kölliker. «Es gibt innerhalb des Kantons deutliche Unterschiede mit Schulgemeinden, die fast keine Probleme haben, und solche, die nach wie vor in einer sehr schwierigen Situation sind.» Mehrheitlich hätten aber überall die Stellen besetzt werden können, wenn auch nicht immer mit stufengerechten diplomierten Lehrpersonen.
Helden braucht die Welt
Die Kampagne soll die Vorzüge des Lehrberufes wieder in den Fokus setzen. «Für die Zukunft unserer Gesellschaft brauchen wir Baumeisterinnen und Baumeister, Forschende, Eltern, Helden und Heldinnen. Lehrpersonen begleiten, inspirieren und fördern die Kinder und Jugendlichen, in denen diese Potenziale schlummern», heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung der Kantone. Pointiert und humorvoll bringe die Kampagne diese bedeutende Aufgabe der Öffentlichkeit näher. Unter einem gemeinsamen Kampagnendach stärken die zwölf Kantone das Image des Lehrberufs und setzen dabei auch individuelle Elemente ein. «In kurzen Videoclips erzählen beispielsweise zufällig ausgewählte Passantinnen und Passanten aus den verschiedenen Regionen, wie eine Lehrperson ihr Leben beeinflusst hat», heisst es in der Mitteilung weiter.
Die Kampagne sei eine Massnahme des Katalogs, welcher nötig sei, um dem Lehrermangel entgegenzutreten. Keine Lösung könne einfach so aus dem Ärmel geschüttelt werden, ist Kölliker überzeugt. «Daher macht eine solche Imagekampagne, zusammen mit anderen Kantonen, durchaus Sinn. Die Vorzüge und Attraktivität sollen wieder mehr Gewicht erhalten.»
Der Chef des Amts für Volksschule Beat Brüllmann.
So denkt auch Beat Brüllmann, Chef des Amts für Volksschule des Kantons Thurgau (im Bild), darüber. «Der Lehrermangel betrifft die ganze Schweiz. Hätten wir uns nicht an der Kampagne beteiligt, könnte der Eindruck entstehen, dass wir die Lage als nicht so dramatisch beurteilen.» Derzeit sei man im Hinblick auf den Lehrermangel zwar nicht schlecht aufgestellt, sagt er im Gespräch. «Was jedoch fehlen, sind Stellvertretungen und Springerinnen und Springer.» Damit man die Stellen besetzen konnte, war ein grosser Aufwand seitens der Schulleitungen nötig. Dennoch verfüge man über kein wahnsinniges Polster, was das Personal anbelangt – auch im Hinblick auf die nahe Zukunft und das nächste Schuljahr.
Häufige Vorbilder
Auch an anderen Orten buhle man um Fachkräfte – da bilde die Schule keine Ausnahme. «Wir hören mehrheitlich von den vielen Belastungen, unter welchen die Lehrkräfte leiden. Es ist wichtig, dass auch die schöne Seite wieder einmal aufgezeigt wird», so Brüllmann weiter.
Die Kampagne soll möglichst viele Personen zum Studium oder zum Wiedereinstieg in den Lehrberuf motivieren. Denn, so Brüllmann, seien Lehrpersonen häufige Vorbilder für Kinder und Jugendliche. Und wie sieht es mit seiner Schulzeit aus? «Gerade in der Oberstufe sind Lehrpersonen starke Identifikationsfiguren. Das war auch bei mir nicht anders.»
(Bilder: Archiv)
Manuela Bruhin (*1984) ist Redaktorin von «Die Ostschweiz».
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