Pläne für Spitalschliessungen im Kanton St.Gallen werden einem harten Gegenwind ausgesetzt sein. Das macht das Beispiel in Wattwil deutlich, wo die Befürworter des Spitals auf die Barrikaden gehen.
Die Wattwiler lassen nicht nach in ihrem Kampf gegen eine mögliche Schliessung ihres Spitals. Das wurde an der öffentlichen Mitgliederversammlung des «Förderverein Regionalspital Toggenburg Wattwil» deutlich. Man werde sich « konsequent gegen die Schliessung zur Wehr setzen».
Der Förderverein sieht sich dabei von verschiedenen Seiten gestützt. Der Widerstand sei «breit abgestützt», Bevölkerung, Behörden, Parteien, Wirtschaft und die Ärzteschaft in der Region seien «über die Pläne des Verwaltungsrates der Spitalverbunde befremdet». Das sagte Präsident Alois Gunzenreiner vor den Mitgliedern des Fördervereins.
Die Gründe für die Ablehnung sind noch immer dieselben. Sie werden als «ungenügend und einseitig» bezeichnet. Mit seinen Plänen trete der Verwaltungsrat der Spitalverbunde «den Volkswillen mit den Füssen.» Der Förderverein erinnert daran, dass die Bevölkerung 2014 klar Ja gesagt zur Erneuerung der Spitäler Wattwil, Uznach, Grabs, Altstätten und des Kantonsspitals «und damit zur Netzwerkstrategie der wohnortnahen Notfall- und Grundversorgung.»
Im Fall der Erneuerung des Spitals Wattwil für 85 Millionen Franken sei der Ja-Anteil bei 78 Prozent der Stimmenden gewesen, und diese hätte sich damit auch für den weiteren Betrieb des Spitals ausgesprochen. Der Förderverein sei konsterniert darüber, «wie leichtfertig der Verwaltungsrat die ihm anvertraute Unternehmung und das Personal diskreditiert und wie leichtfertig er mit dem ihm anvertrauten Volksvermögen umgeht.»
Alois Gunzenreiner forderte, aus der Ist-Situation und aus einer rollenden Planung heraus ein Zukunftsbild zu skizzieren und keinen «realitätsfremden Planansatz» zu verfolgen, als wenn «die Spitallandschaft im Kanton St.Gallen zu planen wäre, wie wenn man auf der grünen Wiese neu anfangen könnte.» Das vorliegende Grobkonzept überzeuge weder gesundheits- noch regionalpolitisch, genau so wenig volks- und betriebswirtschaftlich.
Was die Wattwiler besonders stört: Der nördliche Kantonsteil werde durch die Einzugsgebiete inner- und ausserkantonaler Spitäler mehrfach überlagert, teilweise sogar durch drei Zentrumsspitäler. Hier sei die Spital- und Versorgungsdichte überdurchschnittlich. Im übrigen Kanton entspreche die Situation hingegen der Strategie und Versorgungsdichte, die 2014 an der Urne bestätigt wurde.
Die Versorgungsdichte und die Erneuerung des Spitals Wattwil sprechen für Gunzenreiner und den Förderverein für den Erhalt. Aber nicht allein. Auch die geografische und topografische Situation sei speziell. Das Toggenburg sei die einzige Region des Kantons ohne Hauptverkehrsverbindungen zu einem Spital und ohne Privatklinik. Zudem sei die Hausarztdichte hier unterdurchschnittlich.
Eine bereits früher lancierte Petition des Fördervereins fordert, dass das Spital Wattwil als Spital mit Notfall- und stationärer medizinischer Versorgung in der Spitalstrategie verankert bleibt. Adressat sind die St.Galler Regierung, der Verwaltungsrat der Spitalverbunde und der Kantonsrat.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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