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Ständeratskandidatur der St.Galler Grünen

Dieses Mal geht es nicht ums Geschlecht, sondern ums Alter

Nach dem durchzogenen Resultat im Frühjahr wechseln die St.Galler Grünen das Pferd und treten mit Franziska Ryser zu den Ständeratswahlen an. Das mit Kalkül: Sie sind überzeugt, mit ihr die jugendliche Klimabewegung besser zu erreichen.

Stefan Millius am 29. Juli 2019

Er wäre auch dieses Mal wieder zur Verfügung gestanden: Das stellte Patrick Ziltener klar, grüner Ständeratskandidat im ersten Wahlgang der Ersatzwahlen im März 2019. Man habe aber die Situation analysiert und sei zum Schluss gekommen, dass die 27-jährige Franziska Ryser bei der Ausgangslage am 20. Oktober die bessere Wahl sei.

Taktik: Sie zieht sich wie ein roter Faden durch Rysers Kandidatur - und durch die Vorgeschichte. Angesichts der Lobeshymnen, die anwesende Grünen-Politiker bei der Präsentation der Kandidatur vortrugen, war die Frage, warum die aktuelle Stadtparlamentspräsidentin von St.Gallen nicht schon im Frühjahr antrat. Es sei eine ganz andere Situation gewesen bei der Ersatzwahl, so Ziltener, weil es damals keine weitere linke Kandidatur gab. Und zudem, so Ryser, hatte man damals noch nicht für die Nationalratswahlen vorgespurt. Dort figuriert die St.Gallerin inzwischen als Spitzenkandidatin, und diese Rolle will man nun ausschlachten.

Der grösste Bonus von Franziska Ryser ist ihr Alter. Sie stellt - neben anderen Themen - den Klimawandel ins Zentrum ihrer Kandidatur. Und dieses Thema wird auf der Strasse vor allem von Leuten in ihrem Alter oder jünger forciert. Patrick Ziltener steht für dieselben Positionen wie Ryser, erreicht aber die jugendliche Wählerschaft wohl weniger als sie. «Schauen Sie sich die anderen Ständeratskandidaten an», sagt Ziltener und lächelt vielsagend. Was er meint: Es ist bisher ein Club mittelalterlicher bis älterer Herren, der in die kleine Kammer einziehen will - und da setzt Ryser einen sichtbaren Kontrapunkt.

Das Alter steht bei dieser Wahl also stärker im Zentrum als das Geschlecht, zumal die Grünen auch schlecht betonen können, wie wichtig eine Frauenvertretung im Ständerat ist. Seit sie für die Nachfolge von Karin Keller-Sutter einen Mann portiert haben, ist das ein schwieriger Standpunkt. Ziltener sagt, er habe die Polemik um seine Kandidatur nie verstanden. Die Juso hatten ihn und die Grünen massiv angegriffen, die SP war in der Ständeratsfrage tief gespalten. Geschlechtergerechtigkeit sei eine Sache von Frauen und Männern gleichermassen, so Ziltener. Dennoch wäre es kaum opportun gewesen, nun wieder mit einem Mann zu kommen, auch wenn das so nicht gesagt wird.

Die Grünen träumen von einem Duo Ryser/Rechsteiner im Ständerat. Entsprechend wollen sie am 13. August ihren Mitgliedern neben der Nomination von Franziska Ryser auch die Unterstützung von Paul Rechsteiner (SP) vorschlagen. Läuft es am 20. Oktober nicht wie gewünscht, ist es für die Partei denkbar, im vorhersehbaren zweiten Wahlgang nicht mehr anzutreten, um Rechsteiner nicht zu konkurrenzieren und zumindest dessen Sitz zu sichern. «Denn zwei bürgerliche Ständeräte wären sicher das schlimmste denkbare Resultat», so Grünen-Präsident Thomas Schwager.

Übrigens: Viel Geld investieren werden die Grünen nicht im Ständeratswahlkampf. Geld habe man chronisch zu wenig bei seiner Partei, so Schwager. Plakatstellen seien reserviert, allerdings läuft es auf Plakate hinaus, auf denen für die National- und die Ständeratswahlen zugleich geworben werden. Die Grünen hätten schon immer weniger auf flächendeckende Kampagnen, sondern auf «inhaltliche Werbung» gesetzt, sagt die Kandidatin Franziska Ryser dazu.

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Autor/in
Stefan Millius

Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.

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