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«Corona-Splitter» (15)

Was steckt wirklich hinter der «Triage»?

Triage bedeutet, zu entscheiden, wenn es nicht mehr für alles reicht, wer noch intensiv behandelt werden sollte, weil er eine begrenzte, aber schöne Zeit vor sich haben könnte, und wem aufwändige Intensiv- Bemühungen nur das Leiden verlängern würden. Eine Aufgabe, die viel Erfahrung benötigt.

Rainer Fischbacher am 02. Mai 2021

Sie muss immer dem erfahrensten Arzt übertragen werden. Aber es ist eine gute Aufgabe, eine wertvolle Aufgabe.

Damit Sie eine Vorstellung von Triage bekommen, schildere ich Ihnen das Gespräch eines Triage-Arztes mit besorgten Angehörigen eines 85 jährigen Menschen.

«Liebe Familie, Ihr Vater leidet an Prostata-Krebs mit Knochenbefall, und eine beginnende Demenz erschwert sein Leben. Er könnte damit noch drei Jahre weiterleben. Die Jahre wären aber schwer. Die Ableger werden zu Schmerzen führen, und die Demenz wird sich weiterentwickeln. Angst kommt hinzu, weil er die Welt bald nicht mehr versteht, in seiner Verwirrung wird er bald nicht mehr sagen können, wo es ihn schmerzt. Und so wird man ihn mit Morphin betäuben, bis seine Lebensgeister ihn verlassen.

Und nun hat er Corona, und es sieht trotz voller Dosis Sauerstoff, Antibiotika, Blutverdünnung und Cortison , das wir selbstverständlich einsetzen, nicht gut aus.

Wenn wir ihn nun intubieren, hat er eine schreckliche Zeit auf der Intensivstation vor sich, 50% Chance, mit dem Tubus zu sterben und 50% Chance zu überleben und die nächsten drei Jahre mit Schmerzen und Verwirrung weiter zu leben. Und unsere Gesellschaft hat uns Ärzten in dieser Situation die Aufgabe gegeben, zu triagieren, also dafür zu sorgen, dass ein Mensch möglichst wenig leiden muss, wenn er am Lebensende angelangt ist.

_Dafür können wir die knappen Intensivplätze einem anderen Menschen offen halten, der davon profitiert und nicht wegen der Behandlung einfach zusätzlich leiden muss. _Denn die Intensivbehandlung ist für sich genommen sehr belastend und beinahe unmenschlich.

Ich hoffe, Sie verstehen das. Es ist gut, dass wir die knappen Mittel für einen Menschen einsetzen können, dem sie wirklich helfen, und es ist auch gut, dass ihr Vater nicht unnötig leiden muss.»

So, liebe Leserinnen und Leser von «Die Ostschweiz», nun bin ich wieder zurück bei Ihnen. Triage ist eine verantwortungsvolle Aufgabe und benötigt erfahrene Ärzte. Auch wir Hausärzte wären dazu in der Lage, besser noch als Spezialisten, die immer nur in ihrem Gebiet Bescheid wissen. Wir könnten in den Spitälern helfen bei der Triage. Kein Land der Erde hat so gut ausgebildete Hausärzte wie die Schweiz.

Triage muss legitimiert werden. Triage bedeutet, bescheiden anzuerkennen, dass eine verantwortungsvolle Politik verlangt, die Mittel zur Lösung eines einzigen Problems zu beschränken, um auch noch Mittel für andere Probleme übrig zu haben, und dann diese beschränkten Mittel so einzusetzen, dass für die gesamte Gesellschaft der grösste Nutzen entsteht. Das ist moralisch sehr wertvoll. Die Triage wurde durch gesellschaftliche, politische und meines Erachtens pseudo-philosophische Argumente unmöglich gemacht.

In der NZZ konnten 2020 Philosophen schreiben, dass nur schon die Bereitschaft, über eine Beschränkung der Mittel nachzudenken, im Ansatz den Senizid, den Mord an den Alten, beinhalte. Dieser Generalverdacht ist bedenklich.

Was wir heute beobachten, ist die einseitige Zerstörung der Zukunft unserer Kinder sowie der finanziellen und psychischen Gegenwart von manchen erwachsenen Mitmenschen. Eine Politik, die den einen alles schenken und dafür den andern alles wegnehmen will, muss scheitern:

Den andern alles wegnehmen, das funktioniert dank Lockdown gut, viel besser als ich je gedacht hätte, auch in einer Demokratie.

Aber den (s)einen alles schenken? Was heisst das? Sind die Geretteten nun unsterblich?

Dann, ja nur dann, hätte sich der Lockdown echt gelohnt und ich müsste meine Meinung ändern.

Hätten unsere Regierenden sich gegen den Lockdown entschieden, hätten alle, und nicht nur die Taskforce, ihre Ideen einbringen können, um die Situation möglichst gut zu bewältigen. Wir hätten das geschafft, die finanzielle Zukunft unserer Mitmenschen und unserer Kinder vor dem Schlimmsten bewahrt und die Demokratie erhalten. Es hätte auch ohne Lockdown Not gegeben, das kann niemand bestreiten.

Aber Splitter 13, 14 und 15 haben versucht , Ihnen zu erklären, wie wir das gemeinsam auch ohne Lockdown schon bisher geschafft hätten und künftig schaffen können!

Ich bin ziemlich sicher, dass Sie noch nie vorher darüber gelesen haben, wie Corona ohne Lockdown bewältigt werden könnte. Nach über einem Jahr Corona!

Unsere Regierung will noch immer nicht, dass Sie mehr über dieses Thema erfahren.

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Autor/in
Rainer Fischbacher

Rainer Fischbacher ist Arzt in Herisau und ehemaliger Ausserrhoder Kantonsarzt.

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