Die St.Galler Spitalregion 4 Fürstenland-Toggenburg ist das finanzielle Sorgenkind der Spitalverbunde. Die GLP Wil macht die Investitionen ins Spital Wattwil dafür verantwortlich. Diese gefährden laut ihr auch das Spital Wil. Notfalls müsse man die beiden Spitäler finanziell trennen.
Die Bilanz deponieren? Notkredite aufnehmen? Was derzeit bei den St.Galler Spitälern debattiert wird, ist alles andere als schön. Es steht dramatisch um die Finanzen der Spitäler, wobei nicht alle Regionen gleich stark betroffen sind. Die Regierung verspricht, zu handeln. Derweil reichen die Fraktionen im Kantonsrat Vorstoss um Vorstoss ein.
In den einzelnen Regionen geht es nach wie vor vor allem um den Erhalt des eigenen Spitals. Die Grünliberalen des Wahlkreis Wil machen da keine Ausnahme. Sie haben eine Stellungnahme zur Situation veröffentlicht - und machen darin drastische Forderungen.
Was die GLP auf die Palme treibt, ist vor allem die Tatsache, dass die St.Galler Regierung im Juli 2014 auf eine Anfrage der GLP-Politikerin Erika Häusermann antwortete, die Spitalunternehmen könnten die vorgesehenen Investitionen für die Ausbauten und Erneuerungen «gemäss heutiger Erkenntnis tragen».
«Gemäss heutiger Erkenntnis» war eine weise gewählte Wendung, denn heute sieht es anders aus. In Wattwil und Altstätten wurde bei den Bauarbeiten eine «Denkpause» - ein faktischer Abbruch - verordnet. Und für das Spital Wil, das ab 2024 gesamtsaniert hätte werden sollen, sieht es Stand heute auch nicht gut aus. Denn diesem droht wie anderen eine Schliessung beziehungsweise eine Umwandlung.
Die Spitalregion 4 Fürstenland-Toggenburg besteht aus den Spitälern Wil und Wattwil. Die GLP Wil sieht den Grund für den «sprunghaften Anstieg des Defizits» dort in den Zinsen und Amortisationen des Kredits für Erweiterung und Erneuerung es Spitals Wattwil. Das sei eine finanzielle Last, die das Spital Wil nicht stemmen könne.
Damit «wenigstens das noch funktionierende Spital Wil überleben» könne, fordere man daher eine sofortige Trennung der Finanzen der beiden Spitäler Wil und Wattwil. Zudem müsse der versprochene Neubau in Wil rasch geplant werden.
Beide Forderungen sind wohl unrealistisch. Die Spitalstrategie wird derzeit überarbeitet, doch die Spitalregionen sind definiert, und die einzelnen Spitäler voneinander abzukoppeln, dürfte für den Verwaltungsrat der St.Galler Spitalverbunde nicht in Frage kommen. Ebensowenig wie eine Planung für einen Neubau in Wil, bevor klar ist, wie die Gesamtstrategie aussieht.
Die Stadt Wil scheint aber weiterhin optimistisch zu sein, dass ihr Spital die Bereinigung überlebt. Im Unterschied zu den Behörden in Flawil, Wattwil und Altstätten hat man bisher darauf verzichtet, einen eigenen Plan B auszuarbeiten.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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