Gibt Karin Keller-Sutter heute die Bundesratskandidatur bekannt? Vielleicht ist alles viel harmloser.
Die St.Galler FDP lädt nach Wil ein, und die ganze Schweiz starrt auf die Äbtestadt. Die Erwartung ist klar: Man will hören, dass Ständerätin Karin Keller-Sutter für den Bundesrat zur Verfügung steht. Damit wäre sie noch immer nicht Kandidatin, die FDP Schweiz müsste sie dann noch offiziell ins Rennen schicken. Aber das wäre wohl eine Formalität.
Mit Erwartungen ist es so eine Sache. Sie werden selten erfüllt. Vielleicht ist der Medientermin ja viel harmloser - und der Grund dafür ein ganz anderer? Es wäre jedenfalls ein wunderbares Vergnügen, wenn vor versammelter Meute eine Nichtigkeit kommuniziert würde.
Uns fallen spontan einige Möglichkeiten für eine öffentliche Information ein:
Karin Keller-Sutter reduziert ihr Ständeratspensum auf 60 Prozent, weil sie an der HSG einen Schnellkurs belegt, nachdem ihre Ausbildung kritisiert wurde.
Sie macht eine zweistündige Diaschau mit den schönsten Aufnahmen der Feier zur Ständeratspräsidentin von letztem Jahr.
Sie tritt als St.Galler Ständerätin zurück, weil sie in die Westschweiz zieht. Das würde erklären, weshalb die FDP St.Gallen ihre Einladung zuerst auf Französisch und erst dann auf Deutsch formuliert hat (vielleicht ist auch einfach ein Praktikant aus Genf in der Geschäftsstelle im Einsatz).
Sie informiert über den Gesundheitszustand ihres Hunds Picasso, den heimlichen Star der «Schweizer Illustrierten».
Sie gibt den Wechsel von der FDP zur CVP bekannt, weil sie lieber Nachfolgerin der Strahlefrau Doris Leuthard wird als diejenige von Johann Schneider-Ammann.
Sie teilt mit, dass sie sich definitiv entschieden hat, eine allfällige Kandidatur zuerst zu analysieren.
Sie erfahren es in jedem Fall von uns. Wir hoffen offen gesagt einfach, dass es nicht die Diaschau ist.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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