In der Misere um die St.Galler Spitäler gab es an einem Standort bisher lautes Schweigen: In Walenstadt. Nun aber meldet sich die Gemeinde zu Wort. Und erklärt: Das Schweigen hatte einen Grund. Was der Gemeindepräsident indirekt auch sagt: Die anderen Spitäler spielen ein unfaires Spiel.
Das Spital Flawil sucht einen privaten Partner. Das Spital Wattwil legt ein völlig neues Betriebs- und Nutzungskonzept vor. Auch Altstätten macht eigene Pläne für die Zukunft.
Und Walenstadt? Das dortige Spital ist bisher die Diskretion in Person in der ganzen Geschichte.
Damit hat es nun ein Ende. Angelo Umberg, Gemeindepräsident von Walenstadt, hat die Medien darüber informiert, warum seine Gemeinde bisher geschwiegen hat.
Stets habe es geheissen, der Lenkungsausschuss der St.Galler Spitalverbunde werde die Standortgemeinden in den ganzen Veränderungsprozess einberufen. Im Dezember habe man sich letztmals mit diesem getroffen. «Während dieser Zeit hat sich die Spitaldiskussion im ganzen Kanton zugespitzt» so Umberg.
Und plötzlich sei man von verschiedenen Seiten angesprochen worden, Walenstadt solle doch wie die anderen Spitäler auch eine eigene Expertise rund um seine Zukunftsvorstellungen einreichen. Umberg weist deutlich darauf hin: «Davon war in der Diskussion mit dem Lenkungsausschuss zu keinem Zeitpunkt die Rede.»
Dass die anderen Spitäler das proaktiv getan haben, dürfe nun nicht «plötzlich zu einer Spielregel für alle werden», so der Gemeindepräsident. Man sei davon ausgegangen, dass alle involvierten Gemeinden nun erst einmal in Ruhe arbeiten, die Zwischenresultate abwarten und daraus Vorschläge erarbeiten. Bewusst habe der Gemeinderat Walenstadt darauf verzichtet, «mit Medienmitteilungen und dergleichen für zusätzlichen Zündstoff zu sorgen.»
Nun aber sind die anderen Spitäler in die Offensive gegangen - und entsprechend sieht es gegen aussen so aus, als ob den Behörden in Walenstadt ihr Spital egal sei. Das sei «eine völlige Fehlinterpretation», so Umberg. Man könne nicht aufgrund des «fairen, korrekten Verhaltens des Gemeinderates» davon ausgehen, dass man sich mit einer allfälligen Schliessung abfinden würde. Das Gegenteil sei der Fall.
Der Gemeindepräsident kritisiert, dass «kooperatives Wohlverhalten» nun gegen einen Standort ausgelegt werde.
Am Bevölkerungsgespräch des Lenkungsausschusses in Walenstadt im letzten Dezember habe sich zudem gezeigt, dass die rund 750 Besucherinnen und Besucher hinter dem Spital stehen. Dazu kommt eine Petition für den Erhalt des Spitals mit über 6000 Unterschriften.
Die Reaktion aus Walenstadt zeigt: Das Chaos in der St.Galler Spitallandschaft ist perfekt. Der Lenkungsausschuss der Spitalverbunde arbeitet an einer neuen Gesamtstrategie, wobei in Teilen deutlich ist, in welche Richtung es gehen soll und welche Spitäler unter die Räder kommen könnten. Diese Spitäler wiederum suchen ihr Heil in eigenen Konzepten. Und die Gemeinde, das dabei nicht mitspielt, sondern dem Lenkungsausschuss vertraut, wird nun aus der Bevölkerung kritisiert, sie mache zu wenig.
Sicher ist: Derzeit wird viel Denkarbeit und Papier produziert, die dereinst möglicherweise überflüssig sind. Denn dass die neue Spitalstrategie sich an den diversen einzelnen Spitalkonzepten orientiert, die auf eigene Initiative entstanden sind, ist nicht anzunehmen.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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