Der Wiler Stadtrat musste sich mit einer Frage zu seiner Kommunikation in der Spitalfrage auseinandersetzen. Er macht das in aller Kürze und reagiert auf die Kritik verständnislos. Man habe schnell handeln müssen.
Der 31. Mai 2018 ist geschichtsträchtig. An diesem Tag informierte der Verwaltungsrat der St.Galler Spitalverbunde über die missliche Lage der Spitäler im Kanton. Das warf Wellen. Vor allem auch in der Region Toggenburg, wo das Spital Wattwil und seine Zukunft plötzlich im Fokus standen.
Mit dem Spital Wattwil verbunden ist das Spital Wil. Und dort war man froh, dass sich die Aufmerksamkeit auf das - in der Sanierung und Erweiterung stehende - Spital Wattwil richtete. Der Wiler Stadtrat verschleierte das auch gar nicht erst. Noch am selben Tag, als die St.Galler Bevölkerung fassungslos von den grossen Problemen der Spitäler vernahm, veröffentlichte der Stadtrat eine Stellungnahme. Und stärkte dem Spitalverbunde-Verwaltungsrat den Rücken. Man unterstütze die Bemühungen, die kantonale Gesundheitsversorgung zu überdenken, hiess es in der Mitteilung.
Ziemlich offensichtlich wurde das Ansinnen der Wiler mit dem Satz: «Der Verwaltungsrat der St. Galler Spitalverbunde schlägt vor, die stationäre Leistungserbringung auf ein Spital pro Verbund zu konzentrieren. Der Standort in der Spitalregion Fürstenland Toggenburg wäre demnach Wil.». Mit anderen Worten und unverblümt: Wattwil kann ruhig geschlossen werden.
So nachvollziehbar die Haltung ist, so sauer stiess sie im Toggenburg auf. Und nicht nur dort. Der Wiler Stadtparlamentarier Guido Wick (Grüne prowil) reichte eine Interpellation ein, in der er von einem «unsolidarischen Verhalten» sprach, das der Region und vor allem auch der Stadt Wil schade.
Das Vorgehen sei übereilt gewesen, zumal es auch Interessengruppen gebe, die in der Schliessung des Spitals Wil ein mögliches Szenario sehen. «Sollte dieses eintreffen - was für Wil fatal wäre - kann sich der Stadtrat vielleicht vorstellen, wie er auf vergleichbare Verlautbarung des Wattwiler Gemeinderats reagieren würde» schrieb Wick in seinem Vorstoss. Und er erinnert daran, dass bei den letzten Schliessungsdebatten Wil von der Solidarität anderer Regionen profitiert habe.
Der Grüne wollte unter anderem wissen, warum der Stadtrat bei diesem «sehr sensiblen Thema» im Namen der Stadt gesprochen habe, ohne zumindest das Parlament zu konsultieren.
Nun liegt die Antwort des Stadtrats vor. Diese zeigt: Er sieht in seinem Vorgehen kein Problem und reagiert einigermassen verständnislos auf die Kritik.
Begründet wird das rasche Versenden einer Stellungnahme damit, dass Medienanfragen «zeitnah beantwortet» werden sollen. Es sei nicht vorgesehen und auch nicht möglich, das Parlament zu konsultieren. Man habe nur die Informationsverantwortung wahrgenommen. Zudem sei nicht ersichtlich, wem der Stadtrat mit seiner Stellungnahme geschadet haben soll.
Der Wiler Stadtrat legt in der Antwort auch offen, dass der Spitalverbunde-Bericht im Gremium vorab nicht behandelt worden sei. Man habe sich schriftlich ausgetauscht, alle Rückmeldungen berücksichtigt «und einen ausgewogenen Entscheid gefällt.» Der Beschluss, eine Medienmitteilung zu versenden, sei im Gesamtstadtrat gefasst worden.
Stefan Millius (*1972) ist freischaffender Journalist.
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